Awareness hat sich in den letzten Jahren sehr stark verbreitet, dass hätte vor zehn Jahren noch keine*r erwartet. Die Anerkennung, dass Diskriminierung und (sexualisierte) Gewalt stattfinden, auch an den Orten, wo wir uns aufhalten, ist ein erster Schritt. Auf diese Anerkennung kann reagiert werden mit Prävention und Angeboten. Awareness ist hier ein Angebot, dass Betroffene unterstützt und mit Awareness-Konzepten zu einem nachhaltigen Wandel beiträgt. Damit diese Awareness-Angebote auf einem verlässlichen Niveau ausgeführt werden, braucht es Schulungen und Wissensvermittlung. Davon gibt es noch zu wenig. Um bessere Orientierung zu geben, haben wir Standards für die Awareness-Arbeit entwickelt.
Wir, das sind Personen und Gruppen, die Awareness-Bildungsarbeit machen und die sich im Awareness Institut zusammengeschlossen haben. Wir verstehen uns als Fachverband.
An dieser Stelle wollen wir betonen, dass der Awareness-Ansatz und das Awareness-Wissen von Betroffenen und Verbündeten kommt aus sozialen Bewegungen. Es ist ein reflektiertes Erfahrungswissen. Wir haben uns im Awareness Institut zusammengeschlossen, um den Awareness-Ansatz bekannter zu machen und zu stärken. Das umfasst einerseits eine Verbreiterung und Weiterentwicklung der bestehenden Ansätze und Praxen. Andererseits gehört dazu auch eine Stärkung gegen die Entpolitisierung des Ansatzes.
Unsere Standards teilen sich in vier Texte:
Wir hoffen, diese Texte tragen mit dazu bei, die Standards in der Awareness-Arbeit zu stärken. Die vier Texte sehen wir als Anregung und Empfehlung, wir sind offen für Feedback und freuen uns auf Rückmeldung!
Im Awareness Institut sind wir im stetigen Austausch mit Awareness-Teams in der Praxis und als Bildungsarbeitsgruppen untereinander. Die Standards werden weiter reflektiert, ergänzt und verändert. Dieses Wissen bringen wir in die Schulungen, welche wir geben, ein. Darüber hinaus sind wir beteiligt an Vernetzungstreffen und Awareness-Konferenzen, dort werden die Erfahrungen und Erkenntnisse stetig abgeglichen und mit anderen Awareness-Aktiven diskutiert und weiterentwickelt.
Ausgelöst von #metoo-Vorfällen in Wien haben weitere Awareness-Bildungsarbeitsgruppen, welche ebenso im Awareness Institut organisiert sind, einen weiteren Prozess zu Standards in der Awareness-Arbeit gestartet. Diese werden ebenfalls in Kürze präsentiert werden. Diese Standards wurden im Awareness Institut diskutiert und überregional in verschiedene Vernetzungstreffen eingebracht. Sie wurden auch im Mai 2024 auf der Awareness Konferenz in Berlin weiterentwickelt und viele Akteur_innen waren gemeinsam Teil dieses partizipativen Prozesses.
Termine für diese Präsentation:
Mittwoch, 13. November, 10:30 Uhr – Pressekonferenz
online: https://www.twitch.tv/4lthangrund
in Präsenz @4lthangrund – Café: https://www.4lthangrund.jetzt/zugang-zu-4lthangrund/
Dienstag, 3. Dezember, 19:00 Uhr – Community Event online
(Link und Infos folgen)
Das Besondere an den hier ausgearbeiteten Standards ist, dass Orte und Akteur_innen sich zu diesen Standards bekennen können und mit diesem Bekenntnis Gäst_innen, Nutzer_innen und Kooperationspartner_innen sichtbar wird, welchen Anspruch an Awareness-Arbeit sie erwarten können. Das ist insbesondere wichtig, weil sich mit der Verbreitung von Awareness auch die Art und Weise der Angebote verändert hat. Nicht alle Angebote werden den Standards gerecht. Doch insbesondere Betroffene müssen wissen, wenn sie sich vertrauensvoll an das Awareness-Team wenden, dass sie dort gut aufgehoben sind. Wenn Diskriminierungserfahrungen nicht verstanden werden, die Anerkennung der Erfahrungen nicht mit Anteilnahme und Empathie erfolgt oder Betroffenenzentrierung, Intersektionalität, Definitionsmacht und Parteilichkeit nicht umgesetzt werden können, kann das für Betroffene zu zusätzlichen Verletzungen führen. Wir denken, dass die Standards, Schulungen und Wissensvermittlung ein guter Weg sind, um Awareness in der Praxis zu realisieren. Wir hoffen, dass viele Orte und Akteur_innen sich zu den Standards bekennen, sich an ihrer kritischen Reflexion und Weiterentwicklung beteiligen und damit zu nachhaltiger Awareness-Arbeit beitragen.